Ich bin und bleibe einfach eine Wundertüte ;-) Zusammenfassung des turbulenten Mai

Big battle to go
Big battle to go

Ein für mich total intensiver, turbulenter, chaotischer Monat Mai, sollte gestern ein weiters überraschendes Kapitel für mich parat haben. Der Monat startete mit der 70 Kilometer Mai-Wanderung. Diese wollte ich seit Langem schon einmal machen. Leider hat dieser Termin nie so recht in meine Saisonplanung gepasst. Da ich dieses Jahr meine mir gesteckten Ziele, aber schon alle im April erreicht hatte, beschloss ich dieses Jahr einfach einmal teilzunehmen. Ohne mir groß Gedanken zu machen, ließ ich alles auf mich zu kommen. Am Vortag lief ich noch den Citylauf in St.Ingbert, quasi als Vorbereitung.Als es dann Samstags Nachmittags losging, hatte ich schon die Buchse voll, aber jetzt gab es kein zurück mehr. Pünktlich zum Start der 24-Stunden-Wanderung begann es dann auch zu regnen. Dieser sollte auch bis ins Morgengrauen nicht mehr aufhören. In Kombination mit Dauerregen und Wind wurde die Wanderung wirklich zu einer reinen Willensleistung, welche ich ohne Julia vermutlich auch abgebrochen hätte, gleiches galt glaube ich auch umgekehrt. Da wir aber beide einen starken Willen haben, quälten wir uns durch die Nacht, was von etwa 130 Startern am Ende nur 30 schafften. Dass wir am Ende beide das Ding gewinnen konnten war natürlich umso schöner. Trotz aller Strapazen war es eine ganz tolle Erfahrung, die ich auf keinen Fall missen möchte, auch wenn ich dies unterwegs (völlig durchnässt) anders gesehen habe ;-)

In der darauf folgenden Woche, habe ich mich von der Belastung erholt und habe mir Gedanken über meine weitere Zukunft gemacht und bin nebenher 3 Wettkämpfe gelaufen. Freitags (nach 4 Tagen Ruhe) Mannheim in 36:50, Samstags Saarbrücken 5Km in 17:30 und danach die 10 Km als Tempohase für Franziska. Dadurch habe ich zwar meinen Platz in der Cup-Wertung kampflos verschenkt, trotzdem habe ich es sehr gerne gemacht und dass bei Franziska eine Bestzeit rauskam, bei richtig heißen Bedingungen, war umso schöner.

In der folgenden Woche reifte in mir der Entschluss wieder auf 10 Kilometer anzugreifen. Vielleicht ist ja noch eine 34:xx in 2016 möglich. Ich beschloss eine richtig, richtig harte Trainingswoche zu absolvieren, diese passte auch gerade privat  mehr als gut in mein Konzept. Ziel für einen ersten Angriff auf meine PB sollte Neunkirchen sein. Samstags beschloss ich den Illinger Citylauf zu absolvieren. Nachdem ich bisher immer die 5 Kilometer dort gelaufen bin, entschied ich mich dieses Mal für die 10 Kilomter Strecke. Da der Kurs sehr schwer ist, passte mir der Lauf perfekt in meine Trainingswoche. Ein Zeitziel setzte ich mir nicht, ich wollte einfach aus der 90 Kilometer Woche einen harten Lauf machen. In der Startaufstellung angekommen, wurde ich von anderen Läufern darauf aufmerksam gemacht, dass ich keine Nummer habe. Kurzfristig überkam mich die Panik;-), doch bevor ich reagieren konnte, fiel der Startschuss."Drauf geschissen" dachte ich, ist eh nur ein Trainingslauf. Zu meiner Überraschung fühlte ich mich richtig gut. Ich kam immer mehr ins Rollen. Als ich nach zwei Kilometer das Rennen gleichauf mit dem ersten des 5 Km Laufes anführte, dachte ich "jetzt ziehst du das auch durch mein Jung;-)" Aus Trainingssicht ist dies zwar sagen wir es mal so "Scheiße", aber einen Hauptlauf gewinnt man schließlich nicht jeden Tag, außerdem ist es der sicherste Weg ohne Nummer gewertet zu werden;-) Ohne größere Schwierigkeiten brachte ich das Ding dann in 36:30 ins Ziel, was auf dieser Strecke, schon eine Hausnummer ist. In der dritten Halbzeit ließen wir den Tag bei unseren Freunden in Wustweiler ausklingen.

In der folge Woche, habe ich das Training auf ein Minimum reduziert. Ich wollte ausgeruht in Neunkirchen an den Start gehen und dort meine Bestzeit angreifen. Pünktlich zum Wochenende fühlte ich mich dann kränklich und total schlapp. Dieses Phänomen hatte ich schon öfters vor wichtigen Wettkämpfen, entweder tut mir die Regenerationswoche nicht gut oder es ist einfach der Kopf. Die ungewohnt sommerlichen Temperaturen, hätte ich auch nicht gebraucht. Aber sei`s drum, versuchen muss ich es ja. Ich bin gut in Form und eigentlich sollte ich auch ausgeruht  sein nach der 20 km Trainingswoche. Zu meinem erstaunen war der Lauf äußerst dünn besetzt, auf eine gut gehende Gruppe brauche ich nicht zu hoffen, dachte ich in der Startaufstellung...

...und es kam wie es kommen musste, kurz nach dem Start fand ich mich auf Platz 3 wieder. Natürlich ging ich das Rennen viel zu schnell an. Nach km 2 standen 6:50 auf der Uhr. Unter normalen Umständen lässt sich das noch korrigieren, aber die Hitze gab ihren Rest dazu. Völlig übermotiviert, glaubte ich aber immer noch, dass das Rennen mit Willen und Kampf noch zu retten sei. Allerdings machte mir die Hitze immer mehr zu schaffen, von einer Bestzeit verabschiedete ich mich gedanklich nach Kilometer drei, die ersten Läufer passierten mich dann auch schon. Was dann passierte kennt vermutlich jeder Läufer. Man ist über dem Limit und das Ziel ist in unerreichbarer Ferne gerückt und urplötzlich ist der Stecker ganz draußen, man ist nicht mehr gewillt sich zu quälen. So begann ich nach 4 Kilometer zu gehen und stieg aus dem Rennen aus. Als ich dann aber die Gruppe mit meinem Bruder, Svenja Thoes und Sebastian Alt ankommen sah, dachte ich mir, dass sind alles gute Läufer, wenn du da mitgehen kannst, nimmt der Tag zumindest ein versöhnliches Ende. Und da ein DNF so überhaupt nicht mein Ding ist, schloss ich mich der Gruppe an. Der erste Kilometer zurück im Rennen war brutal, jetzt wieder Tempo aufzunehmen erfordert eine enorme Willenskraft. Kilometer 5 passierten wir in immer noch guten 17:55 glaube ich, ich Holzkopf da wäre mehr drin gewesen...aber jammern Hilft jetzt auch nicht mehr. Nach Kilometer 6 lief es dann auch wieder ganz geordnet. In der 3er Gruppe um Sebastian und Svenja konnte ich das Rennen dann in 37:30 beenden. 

Was war nun mit diesem Rennen anzufangen, dachte ich mir. Meine 35 habe ich seit April nicht mehr bestätigen können und heute das Rennen machte mich zwar stolz, weil es mental eine sehr gute Leistung war, aber die Zielzeit um über Zwei Minuten zu verpassen, ist auch keine Kleinigkeit. Ich gebe zu dass die Enttäuschung überwogen hat.

Am Folgetag merkte ich wie sich wieder ganz langsam erste Selbstzweifel breit machten. Klar sind die meistens unbegründet, in aller Regel verlernt man das Laufen ja nicht, dennoch hat es an mir genagt, das Ziel so deutlich zu verpassen. Dass ich trainingstechnisch neue Wege eingeschlagen habe, verbesserte die Situation nicht unbedingt. Von daher war ich heilfroh als mein Freund Torsten anrief und laufen gehen wollte. Wir beschlossen mal was ganz anderes zu machen, einen Trail auf dem wunderschönen Felsenweg. Fernab von jeder Hektik und ohne Tempovorgabe, war es genau das was wir an diesem Tag brauchten. Mit jedem Kilometer merkte ich, wie die Birne frei wird und es einfach nur Spaß macht. So wie es eigentlich sein sollte. Obwohl es höllisch schwer war und alles andere wie ein Erholungslauf, fühlten wir uns danach wieder richtig frisch. Oft ist es die geistige Müdigkeit und weniger die körperliche, so habe ich zumindest bei mir oft den Eindruck. Das ständige jagen von irgendwelchen  Zeiten zermürbt einen schon, wenn man nicht aufpasst. Zum Abschluss taten wir, dass was in jedem Trainingsplan verpönt ist, richtig wir genehmigten uns ein paar frisch gezapfte im Brauhaus. Das mag die körperliche Regeneration zwar verlangsamen, manchmal muss man aber einfach machen, was einem Spaß macht.... 

...wieder gestärkt reifte der Entschluss unter der Woche erneut einen Wettkampf zu laufen. Aufgrund des Feiertages bot es sich ja an. Nachdem wir (Torsten und ich) den deutschlandweiten Laufkalender durchsucht hatten, fiel unsere Wahl kurzfristig auf den "Gäulauf" an der deutschen Weinstraße. Ursprünglich sollte es Bonn sein. Da wir aber absolut nicht wussten wo wir stehen, war uns Bonn zu viel Risiko. Die weite Anfahrt plus Hotel für einen 10 Kilometer Lauf,der vermutlich eh in die Hose gehen würde, ließ uns davon abkommen.Es handelte sich um einen kleinen aber sehr liebevoll gemachten Lauf, hier fühlten wir uns direkt wohl. Auch war es mal angenehm fast keinen zu kennen. So blöd wie es klingt, aber das nimmt einem auch einen Großteil des Drucks.Einen alten Bekannten (Tobias) trafen wir dann aber doch(was mich sehr freute), als Saarländer ist man nie so ganz alleine ;-).Dass Rennen lief ungewohnt unspektakulär, was daran lag, dass ich mir fest vorgenommen habe defensiv zu starten. Auch die Tatsache, dass ich mich mit Torsten und einem weiteren Läufer direkt weit vom Feld absetzten konnte, verleitete mich dieses Mal nicht zu überpacen. Leider musste mein Freund Torsten abreißen lassen. Auch ein möglicher Sieg verleitete mich nicht zu irgendeinem Blödsinn ;-) Ich fühlte mich richtig gut, heute könnte so ein Tag sein, dachte ich mir die ganze Zeit. Da ich meinen Mitläufer deutlich stärker einschätzte, hing ich mich nur in den Windschatten ohne einen Meter Tempoarbeit zu machen.So lief das Rennen bis Kilometer 5. Wir passierten die Hälfte bei 17:50, so langsam wie schon lange nicht mehr;-) An einer abschüssigen Stelle forcierte er dann zu meinem Unbehagen das Tempo. Ich versuchte erst gar nicht mitzugehen, zu oft habe ich mir das Rennen so schon versaut. Ab jetzt hieß es durch die windanfälligen Felder und Bundesstraßen alleine kämpfen.Als ich Kilometer 6 und 7 in 3:34 laufen konnte, wusste ich, dass mir heute keiner mehr die Butter vom Brot nehmen würde. Ich konnte die letzten 3 Kilometer fast schon genießen, obwohl ich dafür zu platt war. Allerdings ist es ein gutes Gefühl, wenn man so früh im Rennen schon weiß, dass es eine Bestzeit wird ;-). Am Ende konnte ich in offiziell 35:21 finishen. Die folgenden Biere haben wirklich mehr als gut geschmeckt ;-)

Es bleibt aber dabei, dass ich eine absolute Wundertüte bin. Ich bin selber immer überrascht, welche Schwankungen ich in kürzester Zeit in meinen Läufen habe. Ob ich jetzt noch den geplanten HM in Saarlouis lauf, lasse ich mal offen. Eigentlich kann da nix rauskommen, aber wer weiß....;-))))

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